Urban Development
Bäume im Hitzestress
Wenn die Temperaturen steigen, leiden auch die Bäume. Denn sie leisten Höchstarbeit: Während sie pausenlos CO2 aus der Luft filtern und daraus Sauerstoff produzieren, kühlen sie auch gleich noch die Umgebung. An Hitzetagen kann es gut sein, dass die Temperatur unter einem Baum zehn oder mehr Grad kühler ist als an der prallen Sonne.
Hier am Gallusplatz steht eine einzige, prächtige Linde. Am Sonntag, 20. Juni 2022, haben wir schwüle 39 Grad gemessen – unter der schattenspendenden Linde waren es angenehme 27 Grad.
Bäume sind die beste Klimaanlage
«Grünes Gallustal», eine Studie des WWF St.Gallen und von GSI Architekten, fordert Stadt, Bevölkerung, Unternehmen und Institutionen auf, möglichst viele Bäume auf Plätzen, in Privatgärten, entlang von Strassen oder auf Fabrikarealen zu pflanzen. Denn: Bäume sind die beste Klimaanlage an Hitzetagen und helfen mit, die Folgen der Klimaerwärmung zu mindern. Sie filtern auch lebensverkürzenden Feinstaub aus der Luft.
GSI Architekten räumen der Pflanzung von Bäumen und Stauden bei jedem Architektur- und Stadtplanungsprojekt eine hohe Priorität ein. Wir wissen, dass Bäume Jahrzehnte brauchen, um ihre volle Wirkung zu entfalten und zur Stadtkühlung beizutragen. Es braucht mehr Bäume, um für kommende Hitzewellen in der Stadt gewappnet zu sein!
Wenn Bäume weichen müssen…
Im Hof hinter der Metzgerei Schmid musste kürzlich einer der grössten St.Galler Kirschbäume notgefällt werden. Wir widmen ihm zu Ehren einen kleinen Nachruf: Der Kirschbaum hat mehr als 60 Wohnungen und damit unzähligen Menschen täglich viel Lebensqualität, Freude und Schatten geschenkt. Der leere Hof wirkt ohne dich, lieber Kirschbaum, etwas trostlos. Die Hitze ist erdrückend. Wir wünschen der Nachbarschaft einen baldigen Ersatz, der dem Hof wieder Leben einhaucht!
Die gute Neuigkeit: 100-jährige Stieleiche gerettet
An der Rotmontenstrasse steht eine Stieleiche von 27 Metern Höhe, einem Kronendurchmesser von 14 x 10 Metern und einem Kronenvolumen von grossartigen 3519 m2. Undenkbar, diesen Jahrhundertzeugen zu fällen – und doch leider in einem Rekurs von einer Nachbarin gefordert.
Dank des unermüdlichen Engagements des Grundeigentümers und der Intervention des WWF sowie der mutigen Entscheidung der Stadt St.Gallen ist die Stieleiche in einer ersten Runde gerettet.
Das kantonale Bau- und Umweltdepartement schützte den Entscheid der Stadt und verneinte die Fällung. Es stellte u.a. fest, dass es sich um einen schutzwürdigen Habitatbaum im Sinne des bundesrechtlichen Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) und des kantonalen Planungs- und Baugesetzes (PBG) handelt. Eine Folge daraus ist auch, dass der WWF zurecht das Verbandsbeschwerderecht ergriffen hat. Der Schutz dieses Baums ist deshalb auch ein wichtiger Sieg des WWF beim städtischen Baumschutz.
Warum wir jetzt Bäume pflanzen müssen
Unter grossen Bäumen, wie der mächtigen Linde am Gallusplatz, kann es an heissen Tagen gut und gerne 12 Grad kühler sein als auf dem umliegenden Platz. Das wird uns spätestens an Hitzetagen mit Temperaturen über 30 Grad bewusst.
Heute gepflanzte Bäume entfalten ihre volle Wirkung erst in Jahrzehnten. Wenn diese Linde heute gefällt würde, hätte es für Jahrzehnte keinen Schattenplatz mehr! Die Bäume, die wir heute pflanzen, kommen der nächsten Generation zugute.
Mehr zum Potenzial von Bäumen im Kapitel M1 «Stadtbäume» auf www.gruenesgallustal.ch/massnahmen