Unser Engagement für die Gemeinschaft

Vom Asphalt verschlungen

Regula_Geisser Foto Martin Arnold
Regula Geisser vor dem Broderbrunnen in St.Gallen

Wir treffen uns hier vor dem Broderbrunnen zum Fototermin. Wieso wollen Sie hier zeigen, was in St. Gallen verbesserungswürdig ist?
Regula Geisser: Der Broderbrunnen mit der ihn umgebenden Asphaltfläche zeigt verschiedene Probleme auf. Es war das erste Bodenseewasser, das hier in den Brunnen floss und ist ein Symbol für die städtische Wasserversorgung. Er steht für den Aufschwung einer eleganten Metropole und gehört in eine grüne Insel eingebettet. Nun scheint bis auf den Brunnen alles von Grau verschlungen, als wäre Lava über den ursprünglichen Stadtboden geflossen. Der Platz ist verarmt, ohne Aufenthaltsqualität und bildet nur noch einen Hitzepol. Der Brunnen könnte aber als geschichtsträchtiges Monument innerhalb eines kleinen Pärklis zur Identitätsbildung beitragen.

Allerdings kann man die Hitze in St. Gallen wohl kaum mit jener in Mailand vergleichen.
Das stimmt. Aber die Erwärmung der letzten drei Jahre entspricht doch der Temperaturdifferenz einer halben Eiszeit. Mit anderen Worten: Wir haben heute wohl die Temperaturen in St. Gallen wie vor 30 Jahren in Mailand. Unsere einheimischen Pflanzen sind jedoch an unser einstiges Klima angepasst und leiden unter der Hitze und Trockenheit. Wir müssen uns deshalb auf uns konzentrieren. Ausserdem fühlen sich an heissen Tagen solche exponierte Orte wie hier am Broderbrunnen um neun Grad wärmer an als damals vor 30 Jahren.

Angenommen, hier entsteht eine grüne Insel. Was bringt dies der Stadt und der Bevölkerung für Vorteile?
Die Fläche um den Broderbrunnen kann dank kompakter Verkehrsführung vergrössert werden. Es können Bäume gepflanzt werden, und der Asphalt würde einer Kiesfläche und Staudenbeeten weichen. Bänke mit Blick zum Monument würden im Schatten zum Verweilen einladen. Die ehemaligen Gärten des Altstadtrings würden repariert und von einem eleganten Baumboulevard begleitet. Dies würde die Attraktivität der Altstadt erhöhen, in deren Mitte immerhin ein UNESCO-Ensemble steht. Die Bevölkerung der Innenstadt ist in den letzten 30 Jahren von 5000 auf 2500 gesunken. Nicht zuletzt deshalb, weil die Aufenthaltsqualität abgenommen hat. Dieses Beispiel zeigt auf, was in ganz St.Gallen möglich wäre. Optimierte Bodennutzungen ermöglichen mehr als 25 Prozent Aufwertungsflächen für Ökoflächen und städtische Nutzungen. Den exakten Nachweis liefert das Leitbild.

 

Interview: Martin Arnold, Journalist

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