Zürcherstrasse, Altstadt Frauenfeld
1. Rang: Erneuerung Bankgebäude Raiffeisenbank Frauenfeld

Planerwahlverfahren: 2025
Visualisierungen: PYXEL GmbH
Die Raiffeisenbank Frauenfeld ist seit Jahren in den Liegenschaften Zürcherstrasse 162 und 160 in der Altstadt von Frauenfeld beheimatet. 2020 kam das denkmalgeschützte Haus an der Zürcherstrasse 158 hinzu.
Durch die Sanierung und funktionale Verbindung aller drei Gebäude entsteht eine Einheit, welche die Kundenbereiche, Arbeitsplätze und Nebenräume harmonisch vereint und die Gebäude für die Zukunft stärkt.
Konzeption der funktionellen Einheit
Das Erdgeschoss wird als ein offener und einladender Ort der Begegnung, Interaktion und Wertschätzung gestaltet. Der Welcome Desk dient als erste Anlaufstelle für persönliche Gespräche in der Kundenhalle, während die Mitarbeitenden im Frontoffice einen direkten Einblick in die 24h-Zone haben. Für Beratungsgespräche stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, darunter Lounges, Hochtische sowie offene und geschlossene Räume im Erdgeschoss. Um eine persönlichere und diskretere Beratung zu ermöglichen, wurde die Kundenzone bis ins erste Obergeschoss des Hauses 160 erweitert.
Die Obergeschosse zeichnen sich durch eine bauliche Struktur aus, die eine langfristig flexible Nutzung sicherstellt. Die moderne Arbeitsumgebung bietet feste Arbeitsplätze, die den Austausch in kleinen Gruppen fördern, während Besprechungsräume und Refreshing Points in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen. Die offene Struktur erlaubt eine dynamische Raumnutzung und passt sich flexibel an zukünftige Anforderungen an. Zudem sind alle Arbeitsplätze zeitgemäss und ergonomisch ausgestattet. Der interne Veranstaltungsraum im Dachgeschoss kann entweder über das Treppenhaus im Gebäude 158 oder über die neue Erschliessung im Hauptgebäude erreicht werden.
Ein zentrales Element des Gebäudes ist das Prinzip der kurzen Wege, das sich durch die gesamte Architektur zieht. Das zentral gelegene Treppenhaus ist direkt in die Transitzone eingebunden und gewährleistet eine effiziente Erreichbarkeit aller Bereiche. Durch die Platzierung des Treppenhauses zwischen den Gebäuden 160 und 162 entsteht ein neues Herzstück für die Raiffeisenbank Frauenfeld. Gleichzeitig sind nun alle Geschosse der drei Liegenschaften miteinander verbunden.
Umfassendere Eingriffe in die Struktur konzentrieren sich auf das bereits angetastete Erdgeschoss (zur zukunftsfähigen Steigerung der Gebrauchstauglichkeit). Die historische Bausubstanz wird nur für begrenzte Durchbrüche tangiert. Dank der vorhandenen Baustruktur der Häuser 160 & 162 sind die weiteren Anpassungen verhältnismässig einfach realisierbar. Die statisch wirksamen Strukturen werden bestmöglich erhalten oder durch Optimierungen angepasst.
Denkmalpflegerisches Konzept
Die im Wettbewerb beschriebenen Gebäude befinden sich inmitten der Frauenfelder Altstadt, an der Zürcherstrasse 160-158. Laut historischen Grundlagen wurden die Bauten um 1788 errichtet. Das bauliche Ensemble aus dem späten 18. Jahrhundert wird gemäss ISOS als wertvolle Bausubstanz eingestuft und ist daher sowohl strukturell, als auch materiell schützens- und erhaltenswert. Bei der architektonischen Intervention soll die Substanz sowohl des Innen-, als auch dess Aussenraums sichtbar bleiben.
Die Erdgeschosse aller drei Liegenschaften werden neugestaltet, wobei jedes Gebäude als eigenständige Baute wahrgenommen wird: Jedes Haus soll seinen eigenen architektonischen Ausdruck erhalten. Das öffentlich genutzte Gebäude mit der Hausnummer 162 wird neu konzipiert und bildet den Abschluss des Ensembles. Es richtet sich mit den grosszügigen Fensteröffnungen im Erdgeschoss mit dem Haupteingang zur Gasse aus und öffnet sich auf der Nordseite zum Platz hin. Seine ursprüngliche Gestaltung bleibt anhand der typischen Mauerstruktur weiterhin erkennbar, insbesondere durch die Lisenen an den Gebäudeecken.
Die historische Analyse zeigt auf, dass das Gebäude ursprünglich als Hochparterre ausgeführt wurde. Thematisch wird dies durch das Weiterführen des markanten Sockels aufgenommen. Beim mittleren Gebäude 160 sind zwei grössere Schaufensteröffnungen geplant, während die Schaufensterfront des Gebäudes 158 als eine großzügige, durchgehende Öffnung gestaltet wird.
An der Struktur der Obergeschosse wird nur wenig verändert. Bei den Gebäuden 160 und 162 ist lediglich eine sanfte Fassadensanierung erforderlich, um ihre gepflegte Erscheinung wiederherzustellen. Die Struktur des Gebäudes 158 bleibt unverändert, es wird lediglich ein denkmalgerechter Fensteraustausch vorgeschlagen.
Die Dachkonstruktionen werden erhalten, neue Gauben nehmen auf diese wichtige Struktur Rücksicht.
Erdgeschossnutzung Haus 158
Die Liegenschaft 158 soll noch stärker in das Altstadtbild integriert werden und die regionale sowie lokale Präsenz der Raiffeisenbank weiter erhöhen.
Das Erdgeschoss wird künftig barrierefrei gestaltet und ist somit auf der ganzen Ebene schwellenlos begeh- und befahrbar. Es erhält auch entsprechend ausgestattete Sanitäranlagen. Zudem kann der bestehende Warenlift mitgenutzt werden, um Materialien direkt ins Untergeschoss zu transportieren. Dort werden weitere Nasszellen für das Erdgeschoss eingerichtet. Das Erdgeschoss kann somit eigenständig vermietet werden. Bei einer Expansion des Bankgeschäfts könnte das Erdgeschoss zukünftig auch zur erweiterten Büroräumlichkeit umfunktioniert werden.
Haustechnik und Nachhaltigkeit
Das Gebäude wird zukünftig an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die Fernwärme kann sowohl für die Raumwärme als auch für die Warmwasserversorgung genutzt werden.
Für die Kühlung kommt das System der abiatischen Kühlung zum Einsatz: Ein erprobtes und äusserst effizientes System, das mit einem Wirkungsverhältnis von 1:50 statt der üblichen 1:3 bis 1:5 arbeitet. Dies macht es 10- bis 15-mal nachhaltiger als alternative Kühlsysteme. Dank der Verteilung der Wärme und Kälte über die jederzeit zugänglichen Konvektoren (für Unterhalt, Reparaturen) kann auf eine wartungsintensive Kühldecke verzichtet werden. Die Raumhöhe kann maximal ausgenutzt werden.
Durch die Nutzung von Regenwasser, ergänzt durch Stadtwasser, schont die Bank die Ressourcen und unterstützt das Konzept der Schwammstadt. Zudem sorgt der reduzierte Kalkgehalt des Regenwassers für eine längere Lebensdauer der technischen Anlagen. Das System gewährleistet eine maximale Raumtemperatur von 26°C, während die Temperaturdifferenz von 6°C eine effektive Nachtauskühlung ermöglicht, die sich optimal mit der thermischen Masse des Gebäudes ergänzt. Eine Photovoltaikanlage kann aufgrund baulicher Gegebenheiten in der Altstadt von Frauenfeld eher nicht realisiert werden.
Die Lüftung erfolgt über ein Verbundlüftersystem, das in Kombination mit Konvektoren eine maximale Raumhöhe ermöglicht. Die Frischluft wird dabei möglichst kühl aus der Mittelgasse angesaugt und vor Eintritt ins Gebäude vortemperiert. Die Fortluft wird über das Dach abgeführt, sodass ein effizienter Luftaustausch gewährleistet ist.