Amperèstrasse, Steinach (SG)

Wettbewerb engere Auswahl Kantonales Fischereizentrum am Bodensee

057_01

3. Runde offener Wettbewerb 2014
ARGE mit Samuel Spreiter Architekten

Ortsbau

Das neue Fischereizentrum soll mit seiner Lage an der breitesten Stelle im trennenden Grünraum als Bindeglied zwischen Landschaft, Wohnen und Industrie dem neuralgischem Punkt gerecht werden. Der strassenbegleitende Grünraum wird gestärkt und tritt als ortsbaulich wichtiges Element in Erscheinung. Das zweckmässige Gebäude wird Teil der Umgebung und nimmt sich somit bewusst leicht von der Kantonsstrasse zurück. Durch die Setzung in der südwestlichen Ecke des Perimeters nimmt das Fischereizentrum schlüssig Bezug mit der gebauten Umgebung auf und lässt dank der Durchwegung das Arboretum erlebbar werden.

Gebäudetypologie und Orientierung

Das Projekt sieht sich als Glied in einem variantenreichen Umfeld, und möchte als zeitgenössisches Gebäude mit moderner Ausstrahlung zur Stärkung und Erneuerung des Dorfeingangs beitragen. Eine schlichte symmetrische Grundform mit strassenbegleitendem zweigeschossigem Volumen reiht sich in die übergeordnete gewachsene Struktur ein und möchte das vorhandene Potential räumlich mittragen. Modern gesetzte Räume, die sich an der Fassade in Form grosser Öffnungen zeigen, verkörpern modernes Arbeiten und tragen es nach aussen. Die strukturell bedingte introvertierte Haltung wird mit gezielt gesetzten Öffnungen aufgebrochen und schafft so einen Bezug zur Umgebung und wird damit dem Öffentlichkeitscharater der Nutzung gerecht. Trotzdem kann auf weitere Schutzbauten für die Fischhaltung verzichtet werden. So präsentiert sich das Fischereizentrum zum See und der Strassenquerung hin prominent mit einer Öffnung, welche einen tiefen Einblick ins Innenleben gewährt und somit den Hof von Aussen lesbar macht. Die Setzung des Volumens und die räumliche Nähe zur Ampèrestrasse deuten auf die Lage der Haupterschliessung in diesem Bereich hin.

Umgebung

Die heute waldähnliche Anlage soll wieder zum Park werden. Das Konzept des englischen Landschaftsparks bzw. Arboretums wird kombiniert mit jenem des Naturgartens bzw. mit dem Biodiversitäts- bzw. Ökoqualitätsgedanken. Bei den alten Bäumen sind teilweise exotische Baumarten vertreten. Bei den neu zu pflanzenden Sträuchern, Stauden und Einsaaten werden heimische Arten bevorzugt.
Es soll ein lichtdurchfluteter, lockerer Baumbestand entstehen, in dem die einzelnen schützenswerten Baumarten wieder zur Geltung kommen können. Die besonders erhaltenswerten Bäume werden freigestellt, um sich ungehindert entwickeln zu können. Von den Bäumen zweiter Priorität werden einzelne stehen gelassen, wo diese gestalterisch Sinn machen. Neu gepflanzt wird eine Silberweide in der südöstlichen Ecke der Fläche. Die bestehenden Gehölze werden aufgelockert, selektiv zurückgeschnitten und mit Beeren- und dornentragenden, einheimischen Straucharten ergänzt. Ziel ist, das die Hecken eine hohe ökologische Qualität erreichen. Räumlich dienen die Hecken als Sichtschutz zur Hauptstrasse hin. Mit Einzelsträuchern werden gezielt Akzente gesetzt.
Es gibt zwei Teiche, die durch einen Wassergraben miteinander verbunden sind. Das verbrauchte Wasser aus er Fischzucht wird ins Freie gleitet und gelangt über einen kleinen Bauchlauf in den nördlichen Teich. Die Ufer sind auf der zugänglichen Seite klar begrenzt, auf der gegenüberliegenden Seite laufen sie flach in die angrenzende Nasswiese aus. Diese sind vernässte Bereiche mit Moorvegetation vorgesehen und sollen für die Besucher nicht zugänglich sein. Die beiden Erlen stehen im vernässten Bereich, andere Baumarten würden durch die Vernässung gefährdet. Ausserhalb dieser Bereiche soll die Fläche für Besucher offen sein. Die Rasenflächen neben den Wegen werden als trittresistente Blumenrasen gestaltet, die Bewegungsräume als nicht asphaltierte Naturwege.

Organisation

Mitarbeiter und Besucher betreten das Gebäude hauptsächlich über den südlich gelegenen Pufferraum. Der Einblick in die Produktionshalle, der Durchblick in den Hof sowie eine transparente Gitterrostdecke in diesem Bereich dienen der Orientierung. Separate Eingänge für z.B. den Verarbeitungsraum und die Pumpstation können Dank diesem räumlichen Filter vermieden werden. Abgehend vom langgezogenen Foyer sind die Raumgruppen funktionell erschlossen. Die Einheiten werden zusätzlich für direkte Verknüpfungen durch kurze Nebenwege verbunden und können den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden. Betrieblich erschliesst eine breite Fahrgasse zentral die Produktion und den Aussenraum. Der Erbrütungsteil wird durch einen Vorhang temporär verdunkelt. Durch seine Grösse bleibt der Aussenraum für kurz- oder langfristige Änderungen flexibel. Im IV-gerecht erschlossenen Obergeschoss wird der Weitblick zum See dank dem extern vermietbaren Schulungsraum öffentlich. Angrenzend befinden sich die Büros- und Aufenthaltsräume. Ergänzt wird das Raumprogramm im Obergeschoss durch die Technik und den Luftraum über der Aufzucht.

Konstruktion und Materialien

Der Hochwasserschutz wird durch die selbsttragende umfassende Stampflehmmauer sichergestellt. Die Öffnungen werden im Hochwasserfall mithilfe automatischer hydraulischer Objektschutzmassnahmen geschlossen, somit kann der Betrieb durchgehend sichergestellt werden. Kompakt wird das zweigeschossige Volumen kostenoptimiert in vorgefertigter Elementbauweise erstellt und im Obergeschoss mit einer unterhaltsarmen dunklen Schalung verkleidet. Dank dem statisch sinnvollen System mit Hohlkastenträgern werden die beheizten Bereiche wärmebrückenarm und unabhängig von der Statik und der Oberflächen gedämmt. Die Holzkonstruktion, sowie die Stampflehmmauern dienen dem teils feuchtigkeitsbelasteten Raumklima. Im Aussenbereich schütz eine lichte Holzgitterkonstruktion im Hof die Aussenbecken. Durch die Anordnung der Technikräume oberhalb der kleinzelligen Struktur können die Lasten durchgehend sinnvoll abgeleitet werden. Die Flachfundation wird wo notwendig mit einer Mirkopfahlfundation ergänzt. Offene Leitungsführungen, geeignete ökologische Baustoffe und der weitgehende Verzicht auf Verbundkonstruktionen und der tiefe technisierungsgrad entsprechen Bauweise mit dem Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft.

Haustechnik

Das Gebäude schafft durch seine kompakte Bauweise eine gute Basis für eine wirtschaftliche Bauweise. Dank dem angestrebten MINERGIE-P® Standard resultieren geringe Betriebskosten für die Heizung. Die Photovoltaikanlage auf dem verschattungsfreien Flachdach (500m2) soll zur Deckung des Strombedarfs der Anlage beitragen. Zur Warmwasseraufbereitung und für die Beheizung wird die Industrieabwärme genutzt.