Spelteriniplatz, St.Gallen (SG)

Vegetationsring am Spelteriniplatz: Ein Quartier wächst zusammen

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Projektlancierung 2016 mit Bewohnern des Quartiers
Machbarkeitsstudie 2017 für die Stadt St.Gallen
Vorprojekt 2019 für die Stadt St. Gallen

Die Generationen-Chance packen

Das Tiefbauamt der Stadt St.Gallen möchte eine Sanierung des Spelteriniplatzes (Belagsarbeiten, Infrastrukturverbesserungen für den Zirkus Knie) vornehmen. Damit eröffnet sich die einmalige Generationen-Chance für das Quartier Nordost-Heiligkreuz, auf eine vielfältige Nutzung des Platzes hinzuwirken: Künftig soll der Spelteriniplatz nicht nur wie ein Parkplatz aussehen, sondern besser auf die unterschiedlichsten Anspruchsgruppen wie dem Zirkus, Olma, Schulen und Quartierbewohner ausgelegt sein. Der Platz, so die Idee von Quartierbewohnern, soll ein würdiges, lebendiges Kleid bekommen!

Ein Vegetationsring aus Stauden, Gehölzen und Hochstämmerbäumen soll künftig den grauen Parkplatz umgeben. Die Pflanzen bringen Leben, Schatten und Aufenthaltsqualität und eine klare Antwort auf die Problematik des globalen urban heat Island effect. Die runde Geometrie der Pflanzungen orientieren sich exakt nach den Massgaben des Zirkuszelt sowie dem Jahrmarkt. Grosse Baumportale ermöglichen die Zufahrt zum Parkplatz.

Ausgangslage: Heute

Eine sonderbare Stimmung beherrscht den Spelteriniplatz. So glüht der halbverwaiste Platz ohne Schatten und fast hundertprozentiger Versiegelung in Sommertagen unerträglich heiss. Oder er liegt an Sonntagen und in der Nacht gähnend leer und nutzlos da. Ausser Heisssporne drehen auf dem frischverschneiten Platz ihre nächtlichen Rally-Runden.
Ein dicht bewohntes Quartier zwischen der Sonnenstrasse, Scheffelstrasse und Notkerstrasse umgibt den grössten innerstädtischen Platz, der nur während dem Gastspiel des Zirkus Knie und den Jahrmarkt im Frühling sowie Herbst mit Leben gefüllt ist. Ansonsten fristet diese graue Asphaltwüste ihr Dasein als Parkplatz für rund 150 Autos. Da im Museumsquartier gegen 1000 öffentliche Parkplätze zur Verfügung stehen, wetteifern blaue, weisse, unter- und oberirdische Parkplätze um die Gunst der Autofahrer/-innen. Entsprechend dürftig ist die Auslastung des Spelterini-Parkplatzes und verunmöglicht zugleich eine auf die Wünsche der Quartierbewohner ausgerichtete, lebendige Nutzung. Eine kompaktere Parkierung, mit Tiefgaragenpriorisierung würde auf dem Platz Freiraum schaffen. Ein Vegetationsgürtel mit Bäumen, Sitzbänken und Infrastukturmodulen würde dem Platz einen Rahmen und die brach liegende Aufenthaltsqualität geben, ohne die wesentlichen Nutzungen zu behindern.

Zäsur im Quartier und unwirtlicher Vorbereich des Schulhauses Spelterini

Der Spelterini-Platz ist auch eine eigentlich Zäsur zwischen dem Quartier dies- und jenseits der vielbefahrenen Sonnenstrasse: Rostige Abschrankungen, Werbetafeln und WC-Anlagen prägen den Übergang zwischen diesen Quartierteilen; und das auf der zentralen Achse zum Olmagelände. Richtig ungemütlich wird es aber für die Hunderten von Schülern/-innen und Kindergärtner/-innen, die trotz der schönen Neugestaltung seines Spielplatz-Bereiches in dieser grau versiegelten Welt aufwachsen und sich ständig vor dem Verkehr in Acht nehmen müssen. Unseren Kindern sollte etwas Besseres vergönnt sein!

Historische Wurzeln

Der Spelterini-Platz hat seine jüngeren historischen Wurzeln im vorletzten Jahrhundert. Im Rahmen des Überbauungsprojekts „Unterer Brühl“ (Eisenbahnlinie auf heutiger Sonnenstrasse) wurden Ende des 19. Jahrhunderts die vorzüglichen Jugendstil-Bauten entlang der Notker- und der Museumsstrasse erbaut, wobei das sog. Baufeld E wegen der Stickerei-Krise schliesslich nicht überbaut wurde. Das Baufeld E sollte dann seine endgültige, undefinierte Form durch die Anbauschlacht während des zweiten Weltkriegs erhalten als darauf Kartoffeln angebaut wurden. 1948 wurde dieses städtebauliche Fragment „Spelteriniplatz“ getauft, wieder versiegelt und bis heute ohne Unterbruch dem Automobil überlassen. Dass sich in diesen über 70 Jahren niemand für eine Gestaltung interessiert hat, ist eigentlich schon ausserordentlich erstaunlich. Hier liegt doch der grösste Platz im Zentrum der Stadt, in der Nachbarschaft eines hochgradig geschützten Quartiers, angrenzend an diverse Schulen sowie im Vorbereich des Olma-Areals und Trennstrich zwischen zwei Quartierbereichen. Statt städtebauliches Ausrufezeichen, eine wüstenähnliche Brache. Es ist deshalb gerade höchste Zeit, sich Gedanken zur Nutzung und Gestalt des Spelterini zu machen.

Die Vision

Eine Gruppe von Anwohnern zum Spelterini-Platz hat in den letzten Monaten die Initiative ergriffen und eine Vision entwickelt (siehe Tagblatt vom 6. Juni 2016). Was sind ihre Eckpfeiler? Der Platz soll auch künftig seinen Temporärcharakter behalten, sprich für Anlässe wie dem Zirkus und den Jahrmarkt zur Verfügung stehen. Eine gut ausgebaute Infrastruktur soll aber auch durchaus neuen Veranstaltungen oder auch als Carparkplatz dienen können. Damit die unterirdischen Parkplätze in der nahen Umgebung (Olma, Unterer Brühl, Athletikzentrum und (geplant) UG 25) optimal ausgelastet sind, dient der Spelteriniplatz mittelfristig als Überlaufparkplatz. Technisch ist diese Variabilität kein Problem und schafft Freiraum für eine nutzungsfreie offene Mitte. Welche Nutzungen dereinst auf dem Spelterini-Platz ausgeübt werden, überlässt man der Eigendynamik der Nutzer. Wichtig ist, dass dieser „neue“ Raum als attraktiver und sicherer Raum gestaltet wird. Dabei spielen die Elemente Bäume, Wasser, Belag und Möblierung eine zentrale Rolle und müssen sorgfältig geplant werden. Ein besonders Augenmerk ist auf die Scharnierfunktion zwischen dem Sonnenstrassenquartier und dem Museumsquartier zu legen. Ein ebenso zentrales Anliegen ist es den Initianten, dem Spelterini Schulhaus eine grüne, verkehrsarme Pufferzone mit Aufenthaltsqualität zu geben.

Zentral: Einbindung des Quartier Nordost-Heiligkreuz

Die Vision wurde von vielen Anwohnern und Stadtverwaltung in den ersten Reaktionen positiv aufgenommen. Selbstverständlich gilt es noch viele fachliche Details mit politischer Ausdauer zu lösen, damit der Spelterini-Platz seine würdige Gestalt nach einem jahrzehntelangem „Dornröschenschlaf“ wiedererlangt.