Schützenswert
Neues Leben zieht in die Jugendstilvilla „Ceder“
Das „Haus Ceder“ in Aadorf ist eine repräsentative Villa aus dem Jahr 1903. Sie wurde in der Übergangsphase vom späten Historismus zum Jugendstil erbaut und ist geprägt von schmucken Elementen im Innen- und Aussenbereich. Als wir die Jugendstilvilla im Frühjahr 2021 zum ersten Mal betraten, staunten wir nicht schlecht über die schönen, alten Fischgrat-Parkettböden, die gut erhaltenen Täferwände und die prächtigen Stuckaturen.
Historische Bausubstanz erhalten
Es war der Bauherrschaft ein grosses Anliegen, die historischen Elemente zu restaurieren und das Haus sanft zu modernisieren. So wurden die Parkettböden abgeschliffen und neu geölt. Die Täferwände, Innentüren und Einbauschränke bekamen einen frischen Anstrich mit Ölfarbe. Die Stuckaturen in den grossen Zimmern wurden wo nötig fachgerecht restauriert.
Im Erdgeschoss trafen wir zwei Kachelöfen an: Einen wunderschönen, grünen Turmofen, den wir erhalten konnten, sowie einen Kachelofen, der nachträglich eingebaut wurde und nicht richtig ins Objekt passte. Dieser wurde abgebrochen, und den frei gewordenen Kaminzug nutzten wir, um im Obergeschoss einen historischen Kachelofen einzubauen. Den blauen Kachelofen entdeckten wir im Bauteillager und liessen ihn vom Ofenbauer Stück für Stück neu zusammenbauen.
Alte Inschrift an der Fassade
Als der Verputz an der Fassade entfernt wurde, entdeckten wir die alte Inschrift „Ceder“. Die Bauherrschaft wollte diese erhalten. So machten wir eine Farbanalyse und liessen den Schriftzug von einem spezialisierten Maler in den Originalfarben rekonstruieren. Der Maler fand auch eine kreative Lösung für die alten Malereien im Treppenhaus, die kaum mehr zu erkennen waren: Mithilfe der alten Schablonen, die er im Nachlass eines Berufskollegen fand, wird er ein Muster auswählen und dieses im Treppenhaus originalgetreu nachmalen.
Zusätzlicher Wohnraum unter dem Dach
Im Aussenraum sanierten wir die komplette Fassade. Alle Fenster zu den Wohnräumen, die unter Auflagen der Denkmalpflege stehen, wurden stilecht ersetzt. Im Dachgeschoss entstand zusätzlicher Wohnraum: Die neue Wohnung mit sechs kleinen Gauben im Dach ist lichterfüllt und gemütlich.
Es war uns wichtig, die primäre Trag-, Gliederungs- und Erschliessungsstruktur des Gebäudes integral zu erhalten. Eine Herausforderung war der Einbau einer Treppe zur Dachterrasse auf kleinstem Raum. Wir wählten eine „Elefantentreppe“ (Raumspartreppe) mit einem steilen Dachausstieg über das Oblichtfenster.
Als Krönung des erfolgreichen Umbaus wurde die Dachterrasse als ganzer Metallaufsatz mit einem Kran auf dem Hausdach platziert. Die Dachterrasse wird hier rein übers Eigengewicht gehalten – es ist keine einzige Schraube nötig.
Biodiverse Gartengestaltung
Der Vorschlag, einen biodiversen Garten rund ums Haus „Ceder“ anzulegen, stiess bei der Bauherrschaft gleich auf Begeisterung. So schufen wir biodiverse Flächen, Sitzplätze mit einer Grillstelle, Naturstein-Trockenmauern, Kies- und Pflasterwege. Die Umgebungsarbeiten werden im Sommer 2024 abgeschlossen. In Kürze wird die vierte Generation in ihr neues Bijoux einziehen.
Die stilgerechte, sorgfältige Sanierung von Jugendstil- und Altbauwohnungen gehört zu den Stärken von GSI Architekten. Wir freuen uns sehr, dass wir die Bauherrschaft beraten und begleiten durften.
Text: Anina Torrado Lara