Neues Zuhause
Zu Besuch in Grüt, wo Mensch und Natur im Einklang leben
Ein Neubauprojekt ist immer eine besondere Herausforderung, denn meist beginnen die Arbeiten auf der grünen Wiese. Sprich: zuerst kommt das Gebäude, dann die Umgebungsgestaltung. Bei diesem Mehrfamilienhaus im Zürcher Oberland war die Natur von Anfang an ein wichtiges Gestaltungselement. Die Bauherrschaft hat bewiesen, wie das Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur gelingt – wenn man der Natur Zeit und Platz gibt.
Ökologie im Zentrum der Planung
Vor fünf Jahren realisierte GSI Architekten das Neubauprojekt. Der Bauherrschaft waren ökologische Aspekte von Anfang an wichtig. So gestalteten wir das Gebäude nach Standards von Minergie und ecobau. Gleichzeitig war der Wunsch da, mit einem naturnahen Garten einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten. Gemeinsam entschieden wir, auf grossflächige Rasenflächen zu verzichten und stattdessen eine artenreiche Ruderalfläche anzulegen. Hier wuchsen in den letzten Jahren unterschiedliche einheimische Stauden und Gehölze heran. Nicht nur der Mensch, sondern auch die Tierwelt zog ein.
Die Natur ist wandlungsfähig
Um die Natur zu unterstützen, haben wir das Dachwasser in kleinen Sickergräben zu einer offenen, sickerfähigen Retentionsfläche geführt. Hier bilden sich bei Regen kleine Wassermulden. Auch auf einen Zaun hat die Bauherrschaft verzichtet. Denn so entsteht ein offener Siedlungsübergang für Mensch und Natur.
Es freut uns sehr, nach fünf Jahren zu staunen, wie sich das Projekt entwickelt hat. Es wächst, blüht, kreucht und fleucht im Garten und die Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich über ihre schöne Umgebung. Die Natur hat ihren Platz eingenommen und sich weiterentwickelt – auch weil der Mensch nicht negativ eingegriffen hat. Wir gratulieren der Bauherrschaft zu ihrem mutigen Entscheid!
Text: Anina Torrado Lara
Privatgärten bieten das grösste Potenzial, um die Biodiversität in den Siedlungen zu steigern. GSI Architekten hat in der Studie «Grünes Gallustal» detailliert ausgeführt (siehe PDF «Gartenstadt»), wie moderne, naturnahe Gärten gestaltet werden können, um einen Beitrag zur Biodiversität und gegen die Überhitzung zu leisten. Empfohlen werden Naturwiesen, wasserdurchlässige Flächen, Bäume, Wildhecken und wenn möglich Gewässer, Fassaden- und Dachbegrünungen. Auf Steingärten, eintönige Rasenflächen und zuviel betonierte Flächen ist zu verzichten.